Das Rietveld Schröderhaus

Am Rande der malerischen holländischen Stadt Utrecht, direkt neben einer Stadtautobahn:
Ein kleines, würfelförmiges Häuschen - es wirkt etwas verloren. Als es gebaut wurde, war
es für die meisten ein Skandal, für einige aber eine Sensation.
Heute ist es eine Ikone der modernen Baukunst: Das Rietveld - Schröder Haus.
Gerrit Rietveld, der eigentlich Kunsttischler war, entwarf es für die 35 jährige Anwaltswitwe Truus Schröder. Die junge Frau wollte für sich und ihre 3 Kinder ein zeitgemäßes Heim schaffen. Sie konnte das große, gediegene Bürgerhaus ihrer Ehejahre nicht mehr ertragen:
Ihr Haus sollte offen und geschützt zugleich sein und nicht mit überflüssigen Dingen gefüllt.
Ihre Lebens- und Kunstauffassung entsprach der Rietvelds, der sich der avantgardistischen Künstlergruppe 'de Stijl' angeschlossen hatte. 'De Stijl' wollte eine Formensprache schaffen, die auf Grundformen und Grundfarben aufbaute. 'Rot', 'gelb', 'blau' und der 'rechte Winkel' war das 'Credo' dieser Gruppe.
1919 hatte der Kunsttischler einen Stuhl entworfen, der diese neuen Ideen vollkommen verwirklicht hatte, und der ihn bekannt machte: 'The redblue Chair'. Das Wohnhaus für
Truus Schröder war Rietvelds erster Auftrag als selbstständiger Architekt, der Beginn
einer Architektenkarriere und zugleich der Anfang einer Lebensbeziehung.
Das Gebäude wirkt durch die asymmetrische Aufteilung der Wandflächen, durch die farbige Vertikal- und Horizontalgliederung und die großen Fenster fast durchlässig. Ein solches Wohnhaus konnten die Kleinstädter damals nur angewidert betrachteten. Aber für Schröder und Rietveld war ein Haus keine Geschmacks -, sondern eine Gesinnungsfrage.
Truus Schröder wollte im oberen Stockwerk leben, in einem offenen Raum ohne feste Zwischenwände. Das war gegen die Bauvorschriften. Rietveld täuschte die Behörde und deklarierte den Wohnraum als Dachboden. Doch die eigentliche Sensation seines
Entwurfs waren verschiebbare Wände, die es möglich machen, die Form des Raums zu variieren, ihn als große, offene Fläche zu nutzen oder einzelne Zimmer abzuteilen.
So ging der Wunsch der eigenwilligen Bauherrin in Erfüllung: Ihr Neubau war 'transparent' und 'elementar', nüchtern und schlicht. Truus Schröder lebte bis zu ihrem Tod in diesem 'anstößigen' Haus, sie überlebte Gerrit Rietveld um 20 Jahre und starb 95 jährig.
Links
www.centraalmuseum.nl

 
 
 
 

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