Scheepvaarthuis (Schifffahrthaus)

Das Scheepvaarthuis, ein Bürogebäude verschiedener Schifffahrtsgesellschaften, ist der
erste - und einer der wenigen - Großbauten der Amsterdamer Schule. Hier zeigt sich
die Amsterdamer Schule in ihrer streng gegliederten Variante, wie dies typisch für
Van der Mey ist. Die kristallartigen Brechungen bringen den Bau in die Nähe des
deutschen Expressionismus, die Pilastergliederung in jene des Klassizismus, wie sich
beides auch bei Fritz Höger findet. Van der Mey standen Michel de Klerk und Piet Kramer -
die beiden anderen Protagonisten der Amsterdamer Schule - zur Seite. Während diese
den größten Teil ihrer Karriere noch vor sich hatten, bildet das "Scheepvaartshuis" den
frühen Höhepunkt in Van der Meys Schaffen.
Betrachtet man Details der Mauerung wie den Eingang so zeigt der Bau einen Aspekt
den die Pilasterbauten des deutschen Expressionismus nur selten aufweisen können.
An vielen Stellen - so der Decke der Eingangsnische - wird deutlich, dass der Backstein
nur einem Betonskelett (der Gebrüder Van Gendt) angeklebt ist. Van der Mey nannte
dies, auf den Stil Berlages anspielend "umgekehrten Rationalismus".
Gemeinsam schufen die drei Architekten ein Gesamtkunstwerk, von dessen Mobiliar sich
nur wenig, sonst aber sehr viel erhalten hat. Beteiligt waren unter anderem die Bildhauer
H.A. van der Eijnde und Hildo Krop sowie der Glasmaler Bogtmann. Über den ganzen Bau verteilt findet sich Schmiedeeisen, das man nun dem Gusseisen des Jugendstil vorzog,
jedoch trotz seiner Wiederstandskraft fantasiereich formte. Der gleiche Kampf mit dem Material wurde auch bei den Granitskulpturen gesucht, die teilweise mit dem
Presslufthammer geschaffen wurden. Alle diese Zierarbeiten nehmen Bezug auf die
Seefahrt. Am Eingang finden sich Kontinente, im Glasdach die Navigation anhand eines Sternenhimmels, zahlreiche Seehelden sind dem Außenbau zugefügt.

 
 
 
 

©2009 Dori Kaden